Windhund und seine Klischees

Windhunde -sind das nicht die Gerippe, welche nie Futter bekommen und „NUR“ den ganzen Tag rennen? NEIN!
Windhunde sind definitiv spezieller als alle anderen Hunderassen, das Vorweg - beinahe wie Katzen. Wer grundlegend Katzen nicht mag, wird Wundhunde auch nicht mögen. Zudem sollte man sich vor der Anschaffung eines Windigen genau mit dem Charakter und ihrer Haltung beschäftigen. Vor einigen Wochen fand ich eine sehr passende Beschreibung, an der man sich gut orientieren kann:
„Sie sind weniger hunde-artig, sind manchmal auf eine fast autistische Art mit sich selbst beschäftigt, hochgradig sensitiv und hören, fühlen und bemerken Dinge, die sonst niemandem auffallen. Sie sind nichts für Leute, die echten Gehorsam erwarten, oder solche, die dauernd ihren Hund verstehen wollen: Die meisten Windhunde haben Weite und einen großen Horizont im Herzen und im Blick. Windhunde sind für Leute, die das, was sie machen, sehr gut machen, aber innerlich schnell blockieren, wenn Druck auf sie ausgeübt wird. Wenn sie gezwungen werden, Dinge immer wieder zu wiederholen, sind sie schnell mal weg – wenn nicht physisch, dann zumindest mental. Windhundbesitzer sind häufig schmal oder athletisch gebaut, ohne wie besessen Sport treiben zu müssen – tatsächlich ist ein perfekter Nachmittag für sie einer, den sie zusammen gerollt auf dem Sofa mit einem Buch oder einem guten Film verbringen – wenn da jemand warmes, weiches danebenliegt, umso besser. Windhundbesitzer machen lieber lange Spaziergänge durch die Wälder, als sich mit ihren Freunden in großen Gruppen in Bars zu treffen. Sie sind Meister der Eins-zu-Eins-Gespräche und schätzen eher enge Freunde als Cliquen.“
Man sollte sich also grundlegend vorab einige Fragen stellen und diese auch ehrlich beantworten!
Bin ich ein wuseliger, lauter, sehr temperamentvoller Mensch?! – Dann sind Windhunde nicht für mich geeignet. Windhunde wollen kein körperliches Spielen/ Toben oder ausgiebige Rangeleien, man kann sie durchaus bedingt trainieren, aber gerade für Kinder, mit dem Grundgedanken des groben Unfugs machen, sind diese Rassen einfach zu sensibel und empfindsam. Ich möchte damit nicht behaupten das sie überhaupt nicht mit Kindern können – ich selbst habe auch ein Kind - man muss sie aber aufklären und an den richtigen Umgang gewöhnen. Ein Windhund wird halt nie freudestrahlend beim Fußball mit dem Kind mitspielen oder Tauspiele veranstalten. Ebenso meidet ein Windhund Menschen mit einem ständig wechselnden Tagesablauf und/oder Menschen mit dem Hang zur lauten schrillen Musik – er mag es lieber ruhig und gemütlich. Die Erscheinung eines Windhundes bringt viele Klischees mit sich, die fatale Folgen in der Haltung haben können.
Auch muss ich mir vorher schon im Klaren darüber sein, dass ich diese Art von Hund nicht mal eben überall ableinen kann, die Mehrheit an Windhunden sogar niemals. Man darf nicht vergessen, dass sie trotz ihrer Eleganz reine „Jäger“ sind – das können sie verdammt gut. Dafür wurden sie Jahrzehnte gezüchtet, das liegt jedem Windhund instinktiv im Blut. Wir reden hier nicht über einen Schoßhund, den man mitunter schnell eingefangen hat. Ein Windhund bekommt Geschwindigkeiten weit über 60 km/h. Den Menschen möchte ich sehen, der einem Windhund Nachrennt und ihn einfangen will – das ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit, man sollte schon ehrlich zu sich sein können. Ich selbst lasse mitunter meinen Windi (Galgo Español) auch übers Feld flitzen; muss dazu aber sagen, dass ich dies nur bedacht tue. Da habe ich kein Handy in der Hand oder etwaige andere Dinge die mich ablenken könnten. Auch wird mein Galgo sofort wieder angeleint, wenn sie ihre Runde gerannt ist und (!!!) ich suche ganz gewählt Felder aus, die nicht von Wäldern umzäunt sind oder von Straßen und was weiß ich noch für Gefahrenstellen. Wohl gemerkt, selbst das wird mich nie davor schützen, dass mein Windhund doch mal die Jagd packt und weg ist. Dieser Gefahr bin ich mir bewusst und ich mag das nicht schönreden; ich kann meinem Windhund nur bis vor dem Kopf, nicht in den Kopf schauen.
Wie ich dann meinen Windhund auslaste? Ich treffe mich 2-mal wöchentlich mit Gleichgesinnten auf einem eingezäunten Gelände, was extra für die Windigen angelegt wurde. Hier können sie sich frei bewegen, gemeinsam spielen und unbedarft eine Runde flitzen. Bewegung ist eben für jeden Windhund unabkömmlich – das ist sogar ein Grundbedürfnis.
So gerne diese Rassen einen kurzen Sprint einlegen, so gerne schlafen sie danach auch, genießen Ruhe und lieben ihre täglichen Routinen. Wenn ich ihm dies nicht ermöglichen kann, sollte ich Abstand von dieser Rasse nehmen – auch wenn diese Wesen faszinierend schön in ihrer Erscheinung sind.
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GALGO ESPAÑOL
Ich hatte es ja schon weiter oben erwähnt, ich selbst besitze einen Galgo Espaniol. Die Wurzeln des Galgos liegen in der Antike. Also eine schon wirklich alte Rasse.
„Der Galgo wurde ursprünglich für die Hasenjagd gezüchtet, kann aber auch auf Kaninchen und Wildschweine angesetzt werden. Er jagt wie alle Windhunde auf Sicht und fängt seine Beute durch seine ausdauernde Schnelligkeit (60 bis zu 65 km/h) und seine blitzschnellen Wendungen. Auf Grund dieser Schnelligkeit wird er auch bei Windhundrennen eingesetzt. Der Galgo ist etwas langsamer als der Greyhound, aber deutlich ausdauernder und im Gelände wendiger. Deshalb wird er gern für das Coursing genommen.“
Meine Galgo Dame trägt den Name Galva, was lettisch ist und übersetzt "Kopf" bedeutet. Warum? – Galva ist ein Kopfhund, sie beobachtet ganz lange und intensiv ihr Gegenüber, entscheidet gut geplant was sie tut und wie sie es tut. Manchmal bleibt sie einfach grundlos stehen, schaut – nein- stiert gefühlte Stunden vor sich hin und läuft dann weiter. Es ist immer wieder erstaunlich wie eigenständig und eigenwillig sie doch ist. Schon als Kind war ich von Windhunden und ihrer nicht zu durchbrechenden Anmut begeistert. Man kann Windhunde auch nach Jahren nicht ganz verstehen, weil sie eben ihren eigenen Kopf haben – Faszination pur. Galva stammt aus dem Tierschutz in Spanien. Einst hat sie hier bei einem Jäger gelebt, wo sie aussortiert wurde und dann auf der Straße überleben musste. Das schaffen nicht alle, viele landen in Tötungsstationen oder werden erschossen. Warum aussortiert? Das kann viele Gründe haben: zu Schnell, zu Langsam, passt nicht ins Rudel, beißt Beute tot, usw.; es bedeutet nicht, dass sie ein schlechter Hund war! Ganz im Gegenteil, Galva kam als total eingeschüchterter Hund nach Deutschland, hatte keine Selbstsicherheit noch Vertrauen in die Menschen. Es gibt leider in Spanien tausende von diesen armen geschundenen Seelen. Über die Haltung muss ich wohl nichts sagen, denn das ist wirklich Leid auf ganz hohem Niveau und nicht mal im Ansatz artgerecht. Daher stellte sich mir auch nicht die Frage, ob ich einen Welpen vom Züchter hole. Nicht das ich was gegen diese Jene habe oder gar gegen Züchter, meine Entscheidung hing aber an mehreren Ausgangspunkten, die ich auch bewusst und mit Überzeugung getroffen habe. Es war die beste Entscheidung – nach meinem Kind natürlich – in meinem Leben.
Heute - 6 Monate später - ist Galva zwar immer noch leicht eingeschüchtert, aber durchaus mit Lebensfreude und Vertrauen. Wir erarbeiten jeden Tag neue Ziele, erleben Fortschritte und blühen immer mehr auf. Ich möchte euch gern daran teilhaben lassen.

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